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Ein neues Kraftwerk auf dem Knapsackhügel
18.09.2008 | 16:32 Uhr

Alles ist Öko und/oder Bio:
Tomaten, Fleisch, Gurken, Kaffe, Schuhe - und natürlich auch der Strom.
Die RWE möchte mit einem Invstitionsvolumen von 2 Milliarden Euro (nicht viel, wenn man bedenkt, das bei manchen Banken 300 Millionen einfach so verloren gehen) bis zum Jahr 2014 ein IGCC-Kraftwerk in Hürth Knapsack realisieren. Dann könnte es heißen: Ökostrom vom Knapsackhügel ...


Zum besseren Verständnis hier ein paar Fakten:
Hürth-Knapsack ist ein Ortsteil von Hürth, hat ca 144 Einwohner und besteht eigentlich aus Industrie: Die Brikettfabrik Ville (der letzte dortige Betrieb zur Kohleveredelung), ein paar Kraftwerke und der Chemiepark Knapsack (InfraServ).
Das Kürzel IGCC steht für "Integrated Gasification Combined Cycle" und bezeichnet einen GUD-Prozess (Gas-und-Dampf) mit vorgeschalteter Brennstoffvergasung, dabei wird aus einem Energieträger (in diesem Falle heimische Braunkohle) ein Rohgas erzeugt, dieses dann gekühlt, gereinigt, entschwefelt und dann in einer Gasturbine verbrannt. Die dabei entstehenden heißen Gase, im Wesentlichen Luftstickstoff und Wasserdampf, werden noch zusätzlich zur Dampferzeugung genutzt und treiben eine weitere Turbine an. Da hierbei Elektrizität in einer kombinierten Form aus der Verwendung von Gas und Dampf gewonnen wird, spricht man auch von einem Kombikraftwerk. IGCC-Kraftwerke sind schon seit 1984 in Betrieb und heutige, gute, Anlagen eirreichen einen Kaltgaswirkungsgrad von um die 80%.

Die Knapsack-Anlage bekommt dann aber noch ihr Ökosiegel wie folgt:
In einem Zwischenschritt (CCS oder Carbon Capture and Storage) wird Kohlendioxid aus dem Synthesegas abgetrennt und durch eine Pipeline von Hürth-Knapsack in einen Salzstock in Norddeutschland (Niedersachsen ?) geleitet und dort "Endgelagert". Diese Pipeline ist nicht einfach eine Pipeline, nein - es ist eine Klimaschutz-Pipeline !!!
Zur Verbrennung gelangt dann im Grunde nur noch der verbliebene Wasserstoff.
Ja, wir stempeln öko.
Nur so zum Verständnis: Wenn ich jetzt meine Problemabfälle in Beton gieße, das Ganze in Plastikfässer (Verrotzeit < 200 Jahre) packe und dann bei mir im garten in ca 20 m versenke; dann bin ich doch auch öko, oder ?
Ok, das tut jetzt nichts zur Sache - oder doch ?

Die geplante Anlage auf dem Knapsack-Hügel soll eine Leistung von 450 Megawatt erreichen und Ende 2014 vertiggestellt sein - dafür hat die RWE bereits eine Milliarde Euro bereitgestellt und betont "Wir sind bereit, für dieses Projekt erhebliche finanzielle Risiken einzugehen" - ja ja, sagt der verbraucher und greift mal wieder tiefer in die Tasche. Noch sind allerdings der Rechtsrahmen und die Genehmigungsverfahren für die Pipeline und den Speicher nicht festgelegt.

Da wird eine Pipeline über mehrere 100 Km gebaut, natürlich nur von Hand, man will ja nicht noch durch den Einsatz schwerer Maschinen CO2 erzeugen um ein Gas (das zugegebenmaßen schwerer ist als Luft) in einem Salzstock für die Ewigkeit einzulagern.
Hallo, noch jemand da ?
Ich möchte jetzt keinen Vergleich der Substanzen heraufbeschwören, wenn ich in diesem Zusammenhang die Endlager für radioaktiven Müll zu Sprache bringe, aber das diese Lagerform für Feststoffe schon als umstritten anzusehen ist, zeigt sich doch da sehr deutlich. Dabei ist "umstritten" ja noch milde ausgedrückt.


Das Thema wir bestimmt noch weiter verfolgt ...
-HEK-



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